Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
Rückblick auf die Staaten Norddeutschlands.
183
Rückblick auf die Staaten Norddeutschlands/)
I. Königreich Greußen.
(Fast 350000 qkm, 37 Mill, E., 107 auf 1 qkm, 2/3 Evangelische.)
Überblick der Entwickelung von Preußens Gebiet.
1. Das Stammland des preußischen Staates ist Brandenburg.
Brandenburg bildete von jeher den Kern seiner Macht. — Die Mark
Brandenburg staud zunächst unter der glücklichen und segensreichen Herrschaft
der askanischen Markgrafen, dann unter den bayrischen und
luxemburgischen Herrschern. Durch die „Goldene Bulle" Kaiser Karls Iv.
wurde Brandenburg ein Kurfürstentum (1356).
2. Mit den Hohenzollern (1415) kamen bessere Zeiten für die Mark.
Die ersten Kurfürsten erwarben die in den Wirren verloren gegangenen Ge-
biete der Mark, und in den Anfangsjahrzehnten des 17. Jahrhunderts brachte
der werdende preußische Staat weit außerhalb der Marken den Grundstock
seiner äußersten Provinzen im 0. und W. in seinen Besitz. Johann
Sigismund erwarb Kleve, Mark und Ravensberg (1614) und
wurde 1618 von Polen mit dem Herzogtnm Preußen belehnt.
3. Unter dem Großen Kurfürsten hatte Brandenburg-Preußen seine
erste Glanzzeit. Er erwarb 1648 die Gebiete von Magdeburg, Halber-
stadt, Halle, Minden und Hinterpommern mit Kammin.
Friedrich Wilhelm I. erwarb im großen nordischen Kriege Vor-
pommern bis zur Peeue.
4. Eine weitere Ausdehnung brachte die Regierungszeit Friedrichs des
Großen. Er erwarb Schlesien, Ostfriesland und in der ersten Teilung
Polens 1772 West Preußen außer Danzig und Thorn, das E r m l a n d
und den Netzebezirk. — Friedrich Wilhelm Ii. erhielt (1792)
Ansbach und Bayreuth, in der 2. und 3. Teilung Polens Danzig,
Thorn, Südpreußen und Neusüdostpreußen mit Warschau, mußte aber
im Frieden zu Basel (1795) die linksrheinischen Besitzungen abtreten.
5. Unter Friedrich Wilhelm Iii. wurde Preußen durch den
Frieden zu Tilsit zeitweilig auf die Lande r, der Elbe beschränkt. Infolge
■seines ruhmvollen Kampfes gegen Napoleon 1813—15 wurde sein w. Besitz
1815 zu den Provinzen Rheinland und Westfalen, die sächsischen
Gebiete zur Provinz Sachsen vereinigt, und von den früheren
polnischen Besitzungen erhielt es die Provinz Posen und Thorn und
Danzig zurück. So gliederte es sich nunmehr in 8 Provinzen. Erst 1815
kam auch Vorpommern n. der P e e n e mit Rügen zu Preußen. —
Zur Regierungszeit Friedrich Wilhelms Iv. wurden 1849
Hohenzollern und 1853 der Jadebusen erworben.
6. Die größte Machtentfaltung brachte die Regierung Wilhelms l.
Im deutschen Kriege 1866 erwarb Preußen Schleswig-Holstein,
Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. und
*) Größenperh ältnisse der preußischen Provinzen, ihre Einteilung in
Regierungsbezirke, sowie über die Größenverhältnisfe der norddeutschen Klein-
Staaten s. 138 und 139.
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karls Johann
Sigismund Johann Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelms
190 Das Deutsche Reich.
cl) Geschichtliches. Das mächtige „Königreich der Thüringer"
wurde im 6. Jahrhundert von den Franken und Sachsen erobert und geteilt
Im 12. Jahrhundert tritt die Landgrafschast T h ü rin g e n als mächtiges
Fürstentum hervor. Das Land siel nach dem Aussterben des alten Land-
grafengeschlechts 1247 an die Markgrafschaft Meißen. Die spätere
Ernestinesch e Linie besaß anfangs Kursachsen mit der Kurwürde, und
ihre Kurfürsten Friedrich der Weise. Johann der Bestündige) waren eifrige
Förderer der Reformation. Nach Verlust der Kurwürde hießen die
Fürsten Herzöge von Sachsen. Durch zahllose Teilung wurde die Zer-
splitterung Thüringens herbeigeführt. Von anderen Herrschaften im Thüringer
Lande haben die S ch w ar z b u r g i s ch e n und R e u ß s ch e n Fürstentümer
ihre Selbständigkeit bewahrt.
Iv. Die übrigen Staaten ^Tordöettffcfjccutdsj.
1. Tic Grosjherzogtiimcr Mecklenburg, a) Das Land umfaßt das Ge-
biet der Mecklenburgischen Seenplatte von Pommern bis zur Lübecker Bucht
und zur Elbe. An dem Gestade der Ostsee die Buchten von Rostock und
Wismar und der heilige Damm. Auf der Seenplatte die „Mecklenburgische
Schweiz" um den Malchiner See, ferner der größte See des Baltischen
Landrückens, der Müritzsee, und zahlreiche kleine' Seen und Flüsse. Quell-
gebiet der Havel.
b) Die Bewohner sind Deutsche, evangelisch und reden eine
niederdeutsche Mundart, die durch die Schriften von Fritz Reuter auch ander
wärts in Deutschland sehr bekannt geworden ist. Die Volksdichtigkeit i>st
die geringste im Reiche. Hauptnahrungsquelle ist Landwirtschaft.
Die Viehzucht liefert vortreffliche Schafe und Pferde
c) Ortskunde. In Mecklenburg Schwerin: S. 170: Rostock,
Wismar. — S. 172: Schwerin, Malchin. — 'In M.-St.: Neu-Streliiz.
6) Geschichtliches. Heinrich der Löwe unternahm im 12. Jahrhundert
mit Erfolg die Unterwerfung der Obotriten und ihre Bekehrung zum Christen-
tum. Der Stammvater des Fürstenhauses ist der Obotritenherrscher Niklot.
der sich mit einer Tochter Heinrichs des Löwen vermählte. Die späteren
Herzöge von Mecklenburg führten die Reformation ein. Zu manchen
Zeiten bestanden mehrere Herrscherlinien. Die beiden heutigen Fürstenhäuser
bestehen seit 1701. Im Jahre 1815 nahmen die Herzöge den Titel „Groß-
herzog" an.— (Mecklenburg-Strelitz ist das Stammland der Königin Luise.)
2. Großherzogtum Oldenburg, a) Das Land. l. Das Hauptland
liegt im nordwestdeutschen Tieflande, umschlossen von der Provinz Hannover,
bremischem Gebiet und der Nordsee. Hauptfluß die Weser mit der Hunte.
Im 8. der Dümmersee. — Torsmoore, Geestländer und Marschen. 2. Das
Fürstentum Lübeck (mit Eutin) gehört zu den holsteinischen Küstenländern
der Ostsee. 3. Das Fürstentum Birkenfeld am Südabhange deshunsrück.
b) Die Bewohner (4/ß Evangelische) sind im Hauptlande und dem in
Holstein gelegenen Gebiet Landbauern und Viehzüchter' im Fürstentum
Birkenfeld wird neben Landwirtschaft auch mancherlei Industrie (Achat-
schleiserei), betrieben. — Hst. Oldenburg im Hauptlande a. d. Hunte.
c) Geschichtliches. Oldenburgs Geschichte ist eng mit der von Holstein
verknüpft. Durch Erbfolge kam das Land 1687 an Dänemark, dann etwa
100 Jahre später als Herzogtum an die Linie Holstein Gottrop. 1803 fiel
das Fürstentum Lübeck, 1815 das Fürstentum Birkenfeld an
Oldenburg. Erst 1829 nahm der damalige Herzog den Titel „Groß-
herzog" an.
3. Herzogtum Braunschweig, a) Das Land besteht aus mehreren ge-
trennt liegenden Teilen, die von den Provinzen Sachsen und Hannover um-
schlössen werden. 1. Das Hauvtland ist ein fruchtbares Gebiet im deutschen
Tieflande um die Hauptstadt Braunschweig. 2. Das Wesergebiet ist
ein sich nach W. bis zur Weser erstreckender schmaler Landstrich, der den 8.
Hannovers vom Hauptgebiet trennt. 3. Das Harzgebiet.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Johann Fritz_Reuter Heinrich Heinrichs Heinrichs Oldenburgs Hannovers
189
(?) Ortskunde. S. 170: Kiel, Eckernförde, Flensburg, — S. 172:
Schleswig, Rendsburg. — S. 179 Altona:
Schlachtorte: Düppel: die Schanzen sind jetzt geschleift
Ii. Königreich Sachsen.
a)$a» Land umsaßt den größten Teil der n. Abdachung des
Sächsischen Berglandes und dem den Fuß des Berglandes vorge-
lagerten Tieflandsstreifen mit der Leipziger Bucht. Mit Aus-
nähme der östlichsten Striche gehört das ganze Königreich zum Flußgebiet
der Elbe. Infolge der Bodenform haben die füdlichen Gegenden kälteres
Klima als der N. Hügel- und Tiefland haben recht fruchtbaren Boden, dürftig
ist die Dresdner Heide. Infolge der reichen mineralischen Boden-
s ch ä tz e zählt Sachsen zu den ersten Industrieländern der Erde
(Eisen, Steinkohlen, Silber, Zinn). Uber V-t des Bodens ist Wald.
d) Die Bewohner sind bis auf einen kleinen Rest von Wenden in
der Lausitz durchweg im Königreich deutsch, und zwar Obersachsen und
Thüringers Das evangelische Bekenntnis ist fast ausschließlich vertreten
(94°/0); doch ist das Herrscherhaus katholisch. Sachsen ist der Volks-
dichteste Staat Deutschlands. — Hauptnahrungsquelle istgroß-
industrie, und zwar in Eisen, Baumwollstoffen und Leinwand. Dazu
kommt eine umfangreiche Gebirgsinduftrie (Spitzenklöppelei). Wichtige
Nahrungsquellen find ferner Bergbau und Hüttenbetrieb. Auch
die Landwirtschaft steht aus hoher Stufe- ausgezeichnete Schafzucht.
c) Ortskunde. S. 165: Dresden, Meißen, Pirna, Schandau, B au tz en ,
Zittau, Annaberg, Oberwiesental, Freiberg, Plauen, Chemnitz, Zwickau,
Leipzig.
d) Geschichtliches. Ende des 11. Jahrhunderts (1089) belehnte Kaiser
Heinrich Iv. den Grafen von Wettin mit der Markgrafschaft Meißen.
Seitdem haben die Wettiner das Land ununterbrochen innegehabt. Im
Jahre 1247 erlangten die Wettiner Markgrafen den Besitz von Thüringen
und wurden 1423 unter Friedrich dem Steitbaren Kurfürsten von Sachsen-
Wittenberg. Durch Teilung des Besitzes entstand später (1485) die Ernestinisch e
Linie, die Thüringen und Kursachsen besaß, und die Alb ertinisch e Linie
die das Land Meißen („Herzöge von Sachsen") inne hatten. Herzog Moritz
von Sachsen erwarb im schmalkaldischen Kriege die Kurlande und die Kur-
würde. Die Reformation war in allen sächsischen Landen bereits 1539
eingeführt. August der Starke nahm die polnische Königskrone an
und wurde katholisch. 1806 erhob Napoleon I. Sachsen zum Königreiche
und verlieh dem Könige das Großherzogtum Warschau. Der setzige Umfang
Sachsens stammt aus dem Jahre 1815.
Iii. Die Hhüringischen Staaten.
a) Das Land (zusammen 12390 qkm mit l1/? Mill. E.) umsaht den
Thüringer Wald, den s. Teil des Thüringer Hügellandes und die
nordwestlichen Flächen des Sächsischen Berglandes. Bon den zahlreichen
Flüssen sind die Saale mit Weißer Elster und Ilm und diewerra am
bedeutendsten. — Das Klima ist mit Ausnahme einiger rauher Striche im
Thüringer Walde günstig, die Fruchtbarkeit besonders im Thüringer Hügelland
bedeutend. — Thüringen gehört zu den waldreichsten Gebieten des Reichs
t'vs der Bodenfläche ist Wald.'! Schwarzburg-Rudolstadt steht
bezüglich des Waldreichtums an der Spitze aller deutschen
Staaten (44 °/0).
b) Die Bewohner sind Deutsche vom Stamm der Thüringer, und
evangelisch. Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau, Viehzucht,
Gebirgsinduftrie und Fremdenverkehr. Für denhandel ist Thüringen
ein wichtiges Durchgangsland im Warenaustausch zwischen dem 0. und W.
Deutschlands.
c) Einteilung und Ortskunde: S. 161.
Schlachtorte: Frankenhausen, Jena.
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Extrahierte Personennamen: Freiberg Heinrich_Iv Heinrich Friedrich Friedrich Moritz
von_Sachsen August Napoleon_I.
Rückblick auf die Staaten Norddeutschlands. 191
b) Die Bewohner sind sächsischer Abstammung, evangelisch, treiben im
Hauptlande vorzugsweise Ackerbau und Viehzucht (Schweinezucht), im
Wesergebiete Gewerbe, im Harzlande Bergbau und Forstwirtsch ast.
e) Ortskunde. S. 158: Holzminden. — S. 180: Braunschweig und
Wolfenbüttel.
ä) Geschichtliches. Die Braunschweig-Lüneburgschen Gebiete erhielt
im 13. Jahrhundert ein Enkel Heinrichs des Löwen als Lehen. Seitdem blieb
das Land Braunschweig — abgesehen von einer kurzen Zeit der Fremd-
Herrschaft zur Zeit Napoleons I. — im Besitz der Welsenfamilie. Als 1885
das Regentenhaus ausstarb, die Nachfolge der entthronten hannoverschen
Welsen aus politischen Gründen nicht angängig war, übernahm ein Prinz-
regent die Landesregierung.
4. Das Herzogtum Auhalt. a) Das Land besteht aus mehreren ge-
trennt liegenden Teilen. I. Das Hauptland im deutschen Tieflande zu
beiden Seiten der Elbe, Mulde und Saale; durchschnittlich guter Getreide^
boden. Salzgewinnung. Das Gebiet am Unterharz, waldreich und erzreich.
d) Die Bewohner sind fast durchweg evangelisch, treiben Ackerbau
(Rübenzucker-Jndustrie) im Hauptlande, B ergbau im Harzgebiete.
c) Ortskunde. Im Hauptlande die Städte: Dessau, Hst., Bernburg
und Kothen. Im Harzgebiet Wallenstedt.
d) Geschichtliches. Der Stammvater der Anhaltiner tritt bereits im
Ii. Jahrhundert als Gras von Ballen st edt auf. Ein Urenkel Albrechts
des Bären nannte sich Fürst von Anhalt. 18.07 legten sich die Anhaltiner
den Herzogstitel bei, und 1863 vereinigte die D essau er Linie alle Stamm-
länder von Anhalt. — Aus der Zeit Friedrichs des Großen ist als preuß.
Generalfeldmarschall Fürst Leopold, „der alte Dessauer", bekannt.
5. Die Fürstentümer Lippe liegen im Gebiet des Weserberglandes.
Schaumburger Lippe reicht ins Tiesland bis zum Steinhuder Meer. — Die
Bevölkerung ist evangelisch, treiben neben Ackerbau und Viehzucht
besonders im Fürstentum Lippe Leinenweberei und Ziegelfabrikation. —
Ortskunde S. 158. In Schaumburg-Lippe: Bückeburg, Hst. — In Lippe:
Detmuld, Hst.; in der Nähe die Grotenburg mit dem Hermannsdenkmal.
In den Lippeschen Ländern spielten sich die Kämpfe Armins mit den
Römern, teilweise auch Karls des Großen Kriege mit den Sachsen ab. Der
Ahnherr beider Fürstenhäuser wurde bereits 1140 vom Kaiser Lothar mit den
Stammländern belehnt. 1720 wurden die Lippeschen Grafen Reichsfürsten.
6. Fürstentum Walveck bildet ein waldreiches, wenig bevölkertes Gebirgs-
ländchen im Ostflügel des Rheinischen Schiesergebirges. Bevölkerung
evangelisch. Das Ländchen hat preußische Verwaltung. — S. 157: Hst. Arolsen.
— S. 158: Pyrmont.
Von einem Grafen von Waldeck weiß die Geschichte bereits am Ende
des 12. Jahrhunderts zu berichten. Später wurde das Land ein Fürstentum
(17. Jahrhundert), befand sich aber bis 1847 im Lehnsverhältnis zu Hessen.
Die Regierung des Landes ist durch Verträge (1867 und 1878) an
Preußen übergeben, unbeschadet der fürstlichen Hoheitsrechte.
7. Freie Städte: Lübeckzs. 170. Hamburgks. 179, Bremeuzs. 180.
Lübeck, Hamburg und Bremen sind die letzten der ehedem so zahlreichen
freien Reichsstädte. Bereits 1241 schlössen die beiden erstgenannten Städte
ein Bündnis, das die Grundlage des Hansabundes bildete, zu dem
Bremen 1276 beitrat. Uber 200 Jahre hindurch stand Lübeck als Haupt
der Hansa auf hoher Machtstufe. Mit dem Verfall der Hansa und der
Entwickelung des überseeischen Handels trat Hamburg immer mehr in
den Vordergrund. Demnächst wußte sich Bremen als Handelsstadt zu
behaupten, während Lübecks Handel durch Änderung der Richtung des
Weltverkehrs zurückging.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Napoleons_I. Albrechts Albrechts Friedrichs Fürst_Leopold Leopold Karls Lothar Hamburgks
178
§ 84. Geschichtlicher Rückblick.
als Mitteldeutsche, die Niedersachsen (Westfalen, Hannoveraner),
Niederfranken (Niederrhein) und Friesen als Niederdeutsche (Platt-
deutsche). Die Bewohner des O. sind ehemals aus Gebieten der ver-
schiedenen Stämme dorthin eingewandert und stark mit slamischem und
litauischem Blute durchsetzt.
§84.
Geschichtlicher Rückblick.
Die der indogermanischen Nasse angehörenden Germanen sind nach
der herrschenden Annahme in Urzeiten nach den Kelten und vor den
Slawen in Europa eingedrungen und haben Nord- und Mitteleuropa
in Besitz genommen. Ein Zweig der Germanen sind die Deutschen.
Sie bewohnten zur Zeit der Völkerwanderung das Gebiet zwischen Maas
und Elbe. Im 9. Jahrhundert ging aus der Teilung der Universal-
Monarchie Karls d. Gr. das nationale deutsche Königtum hervor, das
aber 962 unter Otto I. die verhängnisvolle Würde des römischen
Kaisertums deutscher Nation erwarb. Vom 9. Jahrhundert ab beginnt
eine von W. nach O. flutende Bewegung der deutschen Bevölkerung,
die in der großartigen Kolonisationstätigkeit des Deutschritterordens in
Preußen ihren Höhepunkt fand. Andrerseits gingen im Laufe des 16.
und 17. Jahrhunderts große deutsche Gebiete des W. verloren. Die
Schweiz und die Niederlande lösten sich los, und Frankreich schob seine
Grenze allmählich gegen das linke Rheinufer vor. Die Habsburgischen
Kaiser, deren Politik mehr und mehr in dem slawisch-magyarischen
Osten ihren Schwerpunkt suchte, opferten zugunsten ihrer Hausmacht
deutsche Interessen auf. Erst die nationale Politik Preußen-Branden-
burgs tat dem Einhalt. Von den Tagen des Großen Kurfürsten an bis
1815 verging kaum ein Menschenalter, in dem nicht Preußen gegen
Frankreich zu kämpfen hatte. Im O. aber setzten die Hohenzollern die
Kolonisationstätigkeit der früheren Jahrhunderte fort, am umfassendsten
Friedrich d. Gr. nach der Erwerbung Westpreußens.
Nachdem 1806 das römische Reich deutscher Nation aufgelöst, der
1815 gegründete Deutsche Bund aber dem Sehnen des deutschen
Volkes nach nationaler Einigung nicht hatte genügen können, befreite
Wilhelm I. mit Deutschlands größtem Staatsmanns, Otto v. Bismarck,
zunächst Deutschland von dem Fluche des preußisch - österreichischen Dua-
lismus, indem durch den 1866 siegreich geführten Krieg Österreich zum
Ausscheiden aus Deutschland gezwungen wurde. Unter preußischer
Führung wurde 1867 der Norddeutsche Bund und nach der Besiegung
Frankreichs 1870/71 das Deutsche Reich gegründet.
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Extrahierte Personennamen: Karls Otto_I. Friedrich_d Friedrich Wilhelm_I. Otto Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Westfalen Niederfranken_(Niederrhein Europa Mitteleuropa Maas Karls Niederlande Frankreich Frankreich Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreichs
§ 85. Die Verfassung des Deutschen Reiches. — § 86. Das Königreich Preußen. 179
§ 85.
Die Verfassung des Deutschen Reiches.
Das am 18. Januar 1871 durch die Kaiserproklamation zu Ver-
sailles gegründete Deutsche Reich ist ein Bundesstaat, der aus 25 Staaten
und dem Reichslande Elsaß-Lothringen besteht. Von diesen Staaten
sind 20 konstitutionelle, 2 (die beiden Mecklenburg) ständische Monarchien
und 3 Stadtrepubliken.
Die gesetzgebende Gewalt wird durch den Bundesrat, eine
aus 58 Bevollmächtigten der einzelnen Regierungen bestehende
Behörde, in der Preußen über 17 Stimmen verfügt, ausgeübt. Die
Vertretung des deutschen Volkes ist der aus allgemeinen, direkten,
geheimen Wahlen hervorgehende Reichstag, der aus 397 Abge-
ordneten besteht.
An der Spitze des Reiches steht als Deutscher Kaiser der
jedesmalige König von Preußen. Er setzt namens des Reiches die von
Bundesrat und Reichstag gefaßten Beschlüsse und Gesetze in Kraft, ver-
tritt das Reich völkerrechtlich, erklärt namens desselben den Krieg und
schließt den Frieden, geht Bündnisse und Verträge ein. Er ist im Kriege
oberster Feldherr des Reiches und auch im Frieden untersteht ihm
die Kriegsmarine des Reiches sowie die Truppen der Einzelstaaten, mit
Ausnahme Bayerns. Der oberste Reichsbeamte ist der Reichskanzler.
Zum Zwecke der Erhebung von Zöllen bildet das ganze Reich ein
Zollgebiet. Aus den Zolleinnahmen und Beiträgen der Einzelstaaten
werden größtenteils die Bedürfnisse des Reichs bestritten.
§86.
Das Königreich Preußen.
Unter den deutschen Staaten ist Preußen die einzige Großmacht, es
umfaßt mit 37 Mill. E. und 350000 qkm 2/3 des Reichsgebietes.
Geschichtliches. Die Wiege des preußischen Staates ist die
Altmark, links von der Elbe. Von Heinrich I. als Nordmark gegründet,
gelangte sie 1134 als erbliches Lehen an den Askanier Albrecht den
Bären. Während der etwa zweihundertjährigen Herrschaft der Askanier
wurde die nach der alten Wendenhauptstadt Brennabor benannte
Markgrafschaft Brandenburg bis zur Oder und über diese hinaus
nach O. ausgedehnt und umfaßte außer der Altmark die Mittelmark,
Neumark (r. der Oder), Uckermark und Priegnitz. 1356 wurde
sie von Karl Iv. durch das Reichsgesetz der Goldenen Bulle zum
Kurfürstentum erhoben.
12*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Albrecht Albrecht Neumark Karl_Iv Karl
Das Deutsche Reich. — I). Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
463
schollen. Bei Reichenberg in Böhmen hat es seine höchste Erhebung, den
Jeschkenberg, der 1000 m eben noch übersteigt. Das Gebirge besitzt weite
Talsohlen und Durchlässe. Dadurch wurde es zum bequemen und vielbenutzten
Durchgangslande zwischen Nordostdentschland und Böhmen. Den wich-
tigsten Paß bildet das Tal der Neiße, die Lausitzer Pforte. Nach N dacht
sich das Bergland zur niedrigen Hochfläche der Oberlausitz ab; aus ihr
ragt neben andern kleinen Vnlkankegeln die Landeskrone bei Görlitz als
vielbesuchter Luginsland hervor. Im Nw entspringen die Spree und die
Schwarze Elster.
b) Erwerbsleben. Der nördliche Teil des Lausitzer Berglandes ist ein
Anbaugebiet von mäßiger Fruchtbarkeit; im gebirgigen 8 herrscht leb-
hafte Webindustrie (Leinen-, Woll- und Baumwollverarbeitung), der die
Braunkohlenlager in dem Gebiete von Reichenberg in Böhmen bis nach
Görlitz hin zugute kommen. Ihre Erzeugnisse, vor allem Damastleinen, sind
von anerkannter Güte. Während früher der Flachsbau der Lausitz, die mär-
tische und niederschlesische Schafzucht die Rohstoffe lieferten, werden diese
heute zum weitaus größten Teile aus dem Auslande bezogen.
Iii. Die Bewohner. Die Bevölkerung Sachsens bestand nach der Völker- § 305.
Wanderung aus slawischen Sorben. Sie wurde seit Heinrichs I. und Ottos I.
Zeiten (Gründung der Mark und des Bistums Meißen) dem Deutschtum und dem
Christentum gewonnen, hauptsächlich durch die Tätigkeit der Markgrafen aus dem
jetzt noch regierenden Hause Wettin. Die sächsischen Herrscher und das sächsische Volk
haben sich um die Ausbreitung des Deutschtums im slawischen 0 große Verdienste
erworben. Die heutigen Bewohner sind, außer etwa 40000 Wenden in der
Lausitz, den Thüringern nahe verwandte Mitteldeutsche mit obersächsischer
Muudart und im Sw Vogtländer. Die Bevölkerung Sachsens ist sast rein evan-
gelisch; nicht ganz 5 °/0 gehören der katholischen Kirche an.
Die Besiedlung ist infolge der Kohlenschätze des Erzgebirges und der dadurch
hervorgerufenen vielseitigen Industrie sowie wegen der Fruchtbarkeit und Verkehrs-
bedentuug der benachbarten Leipziger Bucht außerordentlich dicht. Die Volks-
dichte erreicht selbst auf den Höhen des Erzgebirges noch 80 E. auf 1 qkm und be-
trägt für das Königreich im Mittel 320, für das Elbtal 500. Darum findet der
überaus emsig bis ins Gebirge hinauf betriebene Ackerbau lohnenden Absatz. Er
ernährt den sechsten Teil der Einwohner. Dennoch ist mehr als ein Viertel des
Bodens für den Wald übriggeblieben. Der Bevölkerungsdichte entspricht das
dich te Eisenbahnnetz (210 km auf 1000 qkm, gegen Iii im Deutschen Reiche).
I>. Staatliche Gliederung und Siedlungen. 1. Das Königreich Sachsen.
Es gehört bis auf den äußersten 0 zum Flußgebiet der Elbe und bildet ein rechtwink-
liges Dreieck von 15 000 qkm Größe mit 4,8 Mill. Einwohnern. Sachsen hat
zwar 1815 die Hälfte seines Gebietes verloren und ist kleiner als Württemberg,
sa selbst als Baden, aber die Blüte seiner Industrie, seines Handels und Verkehrs
und die große Volksdichte verleihen ihm eine Bedeutung, die weit über seine
Grenzen hinausgeht.—Alle fünf Kr eis hauptmannschaften, Zwickau, Chemnitz,
Leipzig, Dresden, Bautzen, haben Anteil an den Gebirgen.
Im sächsischen Vogtlande stellt Plauen (125) an der Elster feine Banmwoll-
gewebe, Gardinen, Musselin- und Weißstickereien her, während Reichenbach i.v.
(30) mehr Wolle verarbeitet. Mittelpunkt des sächsischen Steinkohlenbergbaus,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
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B. Länderkunde. — Vi. Europa.
über den deutschen Durchschnitt, den sie in den durch Bodenfruchtbarkeit ausgezeichne-
ten Gebieten nahezu erreicht; dagegen beträgt die Bevölkerungsziffer in weiten Ge-
bieten 50, ja in Gegenden mit schlechtem Boden nur 20 E. auf 1 qkm. Bemerkens-
wert ist im Ostelbischen Tieflande die Armut an größeren Städten, die zudem,
außer Berlin und Posen, am Nord- und Südrande der Landschaft liegen. Dagegen
häufen sich in der Cölnifchen Bucht und im Industriegebiet des Münsterlandes die
Groß- und Mittelstädte wie sonst nicht mehr im Deutschen Reiche. svgl. § 337, I.)
Politisch gehört das Norddeutsche Tiefland überwiegend zu Preußen, das
von seinem Stammlande, der Mark Brandenburg, aus ganz in das
Tiefland hineinwuchs, eine Entwicklung, die durch geographische Einflüsse, durch
die Lage und Naturbeschaffenheit des Landes wesentlich gefördert wurde.
I. Die Ostsee und ihr deutsches Hinterland.
Übersicht.
§ 312. I. Bodenaufbau und Gliederung. Das Ostelbische Tiefland besteht
aus vier verschiedenartigen, breiten Ringstücken, die sich konzentrisch um das
flache Becken der Ostsee legen. Der innere Ring ist die Baltische Seen-
platte. Er geht nach der Seeseite hin in ein Küstentiefland von wechselnder
Breite über, das durch die Oder-, Weichsel-, Pregel- und Memelniedernng
unterbrochen wird. Im 8 wird er von dem Ring der Tieflandsmulde be-
grenzt, in dem die großen Flußtäler der Eiszeit, die sogenannten Urstrom-
täler, eingefurcht sind (Fig.247). Diesen wieder umgürtet die Binueuläudische
Landschwelle. Sie reicht vom Plateau von Taruowitz über den Fläming bis
zur Lüneburger Heide. Zwischen ihr und den Mittelgebirgen schiebt sich der
Südliche Tieflandstreifen ein, der sich südwestlich der Aller und Unterwefer
über ganz Norddeutschland verbreitert. Sämtliche vier Ringstücke kommen
im Nw der Nordsee nahe oder berühren sie.
Ii. Wirtschaftliche Verhältnisse. Das Wirtschaftsleben der Bevölkerung
erhält sein Gepräge durch die Landwirtschaft; bei ihr herrscht die Form des
Großbetriebs vor. Auf fruchtbarem Boden gedeihen Getreide, Zuckerrüben
und Hopfen, auf weniger fruchtbarem Kartoffeln. Ju den sandigen Landstrichen
bestimmen große Kiefernwaldungen das Landfchaftsbild. Trotz großartiger
Bodenkulturarbeiten, die im Laufe der Zeit, namentlich im 18. Jahrhundert,
ausgeführt wurden, entziehen sich auch heute noch weite Flächen als Heiden,
Moore und Brüche dem Anbau. Die Industrie beschränkt sich auf die
größeren Städte und auf Südostfchlesieu.
§ 313. Iii- Bewohner und Staatengebiete. Die Verdeutschung der slawischen Be-
völkernng wurde erfolgreich erst seit Kaiser Lothar von Sachsen durch die Askanier
in der Nordmark und die Wettiner in der Mark Meißen unternommen. Heinrich
der Löwe verbreitete in Mecklenburg und Pommern das Deutschtum. Im 13. Jahr-
hundert eroberte der Deutsche Ritterorden Preußen. Zu derselben Zeit begann das
nachhaltige Eindringen Deutscher nach Schlesien. Jahrhundertelang dauerte das
Zuströmen deutscher Kolonisten bäuerlichen und ritterlichen Standes nach dem 0,
und so wurden die Slawen allmählich für die höhere Kultur und für die deutsche
Sprache gewonnen. Oft wurde dieser Zufluß künstlich gefördert, namentlich durch
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Lothar_von_Sachsen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Posen Brandenburg Ostsee Weichsel- Lüneburger_Heide Norddeutschland Nordsee Nordmark Mecklenburg Pommern Deutschtum Schlesien
34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt
(800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und
Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
(x. Sagen.
1. Der Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Hermann_Billung Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I. Roland Roland Roland Roland Roland Roland